Hinz, Melanie by Nie genug von dir

Hinz, Melanie by Nie genug von dir

Autor:Nie genug von dir
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Nadine

Ich habe wirklich eine Scheißpanik vor Spinnen und ich werde das gesamte Haus zusammenkreischen, wenn mich etwas anspringt. Aber ich bin auch zu neugierig auf das, was er mir unbedingt zeigen will. Als er zuerst gesagt hat, dass wir aufs Dach gehen, dachte ich, er meint eine kleine Terrasse, doch hier befinden wir uns immer noch im Inneren des Hauses.

Seine Hand mag ich nicht loslassen, allerdings nicht bloß wegen meiner Angst vor den Achtbeinern. Es fühlt sich einfach zu gut, zu richtig, an.

Über den knarrenden Holzboden zieht er mich zu einem kleinen Dachfenster und legt eine Decke auf dem Boden aus. Er holt die Thermoskanne und die Tassen herüber, die er auf dem Treppenabsatz abgestellt hat, und lässt sich dann mit einem gequälten Seufzen auf dem Boden nieder.

"Komm!", sagt er und streckt mir wieder seine Hand entgegen.

"Du hast doch noch Schmerzen. Wir wären besser unten geblieben", sage ich, nehme aber trotzdem seine Hand und setze mich neben ihn. Auch er hat sich eine Jacke übergezogen, denn hier oben ist es ganz schön frostig.

"Es geht schon. Sobald ich einmal sitze." Er schüttet uns beiden Kaffee ein und reicht mir eine Tasse.

"Also, worauf warten wir?", frage ich und nehme einen kleinen Schluck der heißen Flüssigkeit.

"Schau raus." Er zeigt auf das Dachfenster. Beim Hinsetzen habe ich ausschließlich Dunkelheit bemerkt, doch nun sehe ich es. Von hier kann man perfekt den Sonnenaufgang über der Stadt beobachten. Es ist bis jetzt nur ein rötlicher Streifen am Horizont, doch da der Himmel wolkenlos ist, wird sich uns gleich vermutlich ein beeindruckender Anblick bieten.

"Bist du oft hier oben?", frage ich. Unauffällig versuche ich, ein Stückchen näher an ihn heran zu rücken. Ich habe das unwiderstehliche Bedürfnis, meinen Kopf auf seine Schulter zu legen und dabei meine Nase in seiner Halsbeuge zu vergraben. Dass er gut riecht, merke ich auch von hier aus, doch ich hätte gerne mehr davon.

"Im Sommer öfter, dann ist es nicht so kalt. Ich kann mich vor das Fenster setzen, den Ausblick genießen und dabei zeichnen. Da brauche ich keinen Fernseher."

"Ich erinnere mich, dass du in der Schule die Pausen lieber mit deinem Zeichenblock verbracht hast, statt dich mit irgendjemandem zu unterhalten." Nur mit großer Anstrengung schaffe ich es, ein Gähnen zu unterdrücken. Die Nachtschicht der letzten Woche holt mich nun ein.

"Stimmt. Aber sicher nicht, weil ich mir als etwas Besseres vorkam."

"Was war es dann? Erklär es mir."



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.